Diabetische Retinopathie
Was ist eine Netzhauterkrankungen durch Diabetes?
Grundlagen zum Diabetes mellitus
Diabetes mellitus, im Volksmund Zuckerkrankheit genannt, ist eine Erkrankung, bei der der Blutzuckerwert zu hoch ist. Laut Definition handelt es sich um einen Diabetes mellitus, wenn der Zuckergehalt im Blut bei nüchternen Menschen höher als 126 mg/dl (Milligramm pro Deziliter) liegt, oder nach der Nahrungsaufnahme höher als 200 mg/dl.
Bild einer gesunden Netzhaut
diabetische Retinopathie
Allgemein werden hauptsächlich zwei Varianten der Erkrankung unterschieden. Gemeinsam bei beiden Formen, dass nicht genügend Insulin gebildet wird, welches als Stoffwechselhormon die Aufnahme von Zucker aus dem Blut in die Zellen und den dortigen Abbau fördert. Der Typ-1-Diabetes tritt oft schon in jungen Jahren auf und wird durch Zugrundegehen der Insulin produzierenden Zellen verursacht. Der Typ-2-Diabetes kommt hauptsächlich bei älteren Personen vor und ist durch vermindertes Ansprechen der Insulin produzierenden Zellen auf einen hohen Blutzuckerspiegel bedingt. Typ-2-Diabetiker sind oftmals übergewichtig. Bei Diabetes mellitus beziehungsweise bei hohem Blutzuckergehalt kann es an vielen Organen zu Schäden kommen. Dazu gehören z.B. Blutgefäßschäden (Diabetische Mikroangiopathie und Makroangiopathie), Nierenschäden (Diabetische Nephropathie), Nervenschäden (Diabetische Neuropathie) sowie Schäden an den Füßen (so genanntes Diabetisches Fußsyndrom). Des Weiteren besteht ein höheres Risiko für bestimmte Erkrankungen, z. B. Herzinfarkt oder Schlaganfall. In vielen Fällen entstehen bei einem Diabetes mellitus Schäden an den Augen.
Durch Diabetes kann es zu diversen Veränderungen am Auge kommen. Möglich sind beispielsweise Linsentrübungen (Katarakt, Grauer Star), erhöhter Augendruck (Glaukom), Augentrockenheit (Sicca-Syndrom), Augenmuskellähmung, Veränderungen der Brechkraft des Auges oder Infektionen. Die bedeutendste Erkrankung am Auge im Rahmen eines Diabetes mellitus ist jedoch die Diabetische Retinopathie. Fast jede fünfte Erblindung ist in Mitteleuropa durch diese Netzhauterkrankung bedingt. Im Alter zwischen 40 und 80 Jahren handelt es sich sogar um die häufigste Erblindungsursache. Bei ungefähr 90 % aller Diabetiker kommt es zu einer Retinopathie.
Was geschieht, wenn sich eine Diabetische Retinopathie entwickelt?
Die Diabetische Netzhauterkrankung ist eine so genannte Mikroangiopathie, eine Veränderung der kleinen Blutgefäße. Es kommt zu kleinen Aufweitungen der Gefäße (Mikroaneurysmen), Durchmesserschwankungen sowie weiteren Anomalien. Aus den brüchigen Gefäßen kann es zu kleinen Blutungen kommen. Im Gewebe der Netzhaut lagern sich Flüssigkeit oder auch Fettstoffe ein. Es kann zum Zugrundegehen von Nervenfasern kommen. Im fortgeschrittenen Stadium können auch ausgedehntere Blutungen vorkommen.
Bei einem Teil der Erkrankungen kommt es aufgrund der Minderversorgung des Gewebes mit Sauerstoff zu einer Gefäßneubildung (proliferative DRP). Es wachsen neue, brüchige Blutgefäße in die Netzhaut. Dadurch kann es nicht selten zu einer Glaskörperblutung, also einer Einblutung in den Glaskörperraum im Auge, kommen. Die neu gebildeten Gefäße mit ihren Bindegewebssträngen können des Weiteren eine Zugwirkung auf die Netzhaut ausüben und zu einer Netzhautablösung führen. Die Gefäßneubildung kann zusätzlich auf der Regenbogenhaut (Iris) des Auges stattfinden. Dies nennt sich dann Rubeosis iridis. Die hauptsächliche Gefahr dabei ist, dass der so genannte Kammerwinkel, durch den das Kammerwasser abfließt, durch die Blutgefäße verlegt werden kann. Es entsteht dann ein Aufstau des Kammerwassers mit Augendruckerhöhung (Grüner Star oder Glaukom, Neovaskularisationsglaukom), was die Sehkraft innerhalb kurzer Zeit noch weiter gefährden kann.
Welche Symptome können auftreten?
Meist wird über längere Zeit vom Betroffenen nichts bemerkt. Eine auffällige Sehverschlechterung tritt erst dann auf, wenn die Netzhautmitte (Makula) mit der Stelle des schärfsten Sehens mit in das Krankheitsgeschehen einbezogen ist (Diabetische Makulopathie). Wenn es zu einer Glaskörperblutung kommt, ist das Sehen plötzlich getrübt und die Sehschärfe stark herabgesetzt. Aufgrund der langen Zeit, in der sich die Krankheit symptomlos entwickeln kann und dennoch bereits gravierende Schäden verursachen kann, sind Vorsorgeuntersuchungen bei Diabetikern besonders wichtig.
Welche Untersuchungen werden vom Augenarzt durchgeführt?
Nach der Befragung des Patienten (Anamnese) und dem Sehtest betrachtet der Augenarzt das Auge. Sehr genau wird der Augenhintergrund (Fundus) angeschaut, wozu eine Erweiterung der Pupille mittels Augentropfen notwendig ist. Bei fehlendem Einblick auf den Augenhintergrund (vor allem bei Glaskörperblutung) erfolgt eine Ultraschalluntersuchung des Auges. Eine Untersuchung auf Rubeosis iridis (Gefäßaussprossung auf der Regenbogenhaut) geschieht mit einer Speziallupe, die nach der Gabe von örtlichen Betäubungstropfen direkt auf die Hornhaut aufgesetzt wird (Kontaktglas). Bei der Kontaktglasuntersuchung darf die Pupille jedoch (noch) nicht erweitert sein.
Um bestimmte Veränderungen erkennen zu können (z. B. Wasser im Gewebe, unnatürliche Gefäße), wird oftmals eine Farbstoffdarstellung des Augenhintergrundes (Fluoreszenzangiographie, FAG/FLA) durchgeführt. Mit der Farbstoffaufnahme lässt sich entscheiden, ob und an welchen Stellen eine Laserbehandlung der Netzhaut notwendig ist.
Wie wird die Diabetische Retinopathie behandelt?
Zuerst einmal sollte jeder Diabetes mellitus optimal eingestellt werden, so dass das Risiko für das Auftreten der Netzhauterkrankung gemindert wird. Dies geschieht durch Ärzte für Allgemeinmedizin oder Netzhauterkrankung durch Diabetes